Nachfolge: Trends verstärkt - und gestoppt

OptiChange-Experten haben Kaufpreise und die Nachfrage 2020 analysiert

Welchen Einfluss hat die Corona-Krise auf die Entwicklung der Kaufpreise augenoptischer Geschäfte? Die jährliche Analyse unserer OptiChange-Experten zeigt es.

Seit knapp vier Jahren bewertet und vermittelt die AOS Unternehmensberatung GmbH aus Dortmund auch im Rahmen unserer Online-Plattform. Dabei begleiten AOS-Geschäftsführer Stefan Herburg und sein Kollege Ingo Kemmer den komplexen Übernahme- und Übergabeprozess und unterstützen die Parteien ganzheitlich in allen Fragen, erstellen alle relevanten Verträge und Dokumente, moderieren die Gespräche und Verhandlungen und stimmen alle notwendigen Fragen und Punkte auch mit externen Partner ab.


Fazit der Analyse

Die Nachfrage nach augenoptischen Geschäften ist 2020 stabil geblieben. Trotz der Corona-Pandemie überwiegt bei Gründern und expandierenden Unternehmen der Branche weiterhin der Optimismus. Nach einer ersten Verunsicherung zu Beginn des ersten Lockdowns im März und April 2020 zog die Nachfrage sehr schnell wieder auf das alte Niveau an. So gibt es auch für 2021 kein Grund zur Beunruhigung, wenn die Übergabe des eigenen Unternehmens ansteht.

Nachfrage 2020 - je nach Preisklasse

  • über 750.000 € Nettoumsatz / Jahr: Die Nachfrage bei diesen traditionellen Geschäften ist weiterhin ungebrochen. Dies und die gute wirtschaftliche Lage dieser Unternehmen führt zu einer deutlichen Steigerung der Kaufpreise.

  • 400.000 - 750.000 € Nettoumsatz / Jahr: Auch hier besteht wie in den Jahren zuvor ein nach wie vor hohes Interesse von Kaufwilligen.

  • unter 400.000 € Nettoumsatz / Jahr: Leicht verbessert haben sich hingegen die Verkaufschancen für Inhaber von Geschäften mit einem geringeren Umsatz. Hierfür gibt es zwei Gründe: Zum einen hat sich gezeigt, dass auch kleinere traditionelle Geschäfte die Pandemie gut überstanden haben und tendenziell nur geringe oder gar keine Umsatzrückgänge verzeichnen mussten. Zum anderen ist auch die Nachfrage gestiegen - insbesondere durch Existenzgründer.

Weitere Analyse-Ergebnisse

Die Analyse zeigt aber auch, dass nicht nur der Netto-Jahresumsatz die Unternehmensnachfolge beeinflusst.

  • Trendumkehr bei Existenzgründern:  2020 gab es eine Trendumkehr bei der Anzahl von Gründungswilligen. War diese in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen, hat das Interesse von angestellten Augenoptikern an einer eigenen Existenz im vergangenen Jahr erkennbar zugenommen. Über die Gründe kann aktuell nur gemutmaßt werden. Es zeigt sich aber, dass mit der Pandemie und der damit verbundenen Kurzarbeit trotz immer noch bestehenden Fachkräftemangels wohl auch das Gefühl der Arbeitsplatzsicherheit gesunken ist.

  • Angebot wird noch größer: Es bleibt dabei, dass der Nachfrage nach traditionellen Augenoptikgeschäften insgesamt ein weiter wachsendes Angebot gegenübersteht. Hier ist spürbar, dass eine gesamte Generation an Gründern und Übernehmern aus den 1970ern, 80ern und 90ern die Nachfolgeregelung anstrebt. Durch das große Angebot sind weiterhin neben der Höhe des Kaufpreises auch die Qualität und die Rahmenbedingungen des Übernahmeobjektes von hoher Bedeutung. Das führt dazu, dass nicht alle Unternehmen – auch in den höheren Umsatzklassen – automatisch Käufer finden und gute Preise erzielen können.

  • Spezialisierung mit Risiko: Unternehmen mit ausgeprägter Spezialisierung - z.B. Optometrie oder Kontaktlinsen - sind weiterhin nicht einfach zu veräußern. Denn diese weisen oft eine überdurchschnittlich hohe Bindung an den Inhaber auf. Und gerade diese stellt ein Risiko für einen Erwerber dar. Hier bedarf es einer passgenauen Übergabeplanung, damit der Verkäufer seinen Betrieb mit einem guten Gefühl übergeben kann und ein Käufer ein realistisches Konzept zur Fortführung an der Hand hat. 

  • Längere Wartezeiten für kleinere Betriebe: Auch die Zahl der Betriebe, für die sich auch nach längerer Suche kein Käufer findet, ist weiter gestiegen. Das geht einher mit einer Steigerung des durchschnittlichen Jahresnettoumsatzes, unter dem sich nur noch in Ausnahmefällen ein Käufer findet. Auch dieser steigt weiter an und liegt mittlerweile über 225.000 €. 

  • Enorme Wartezeiten: Die Bandbreite von Verkaufspreisen für reine augenoptische Fachgeschäfte ohne weitere Geschäftsbereiche wie Hörakustik oder Uhren-Schmuck lag über alle Größenklassen und Regionen im Jahr 2020 zwischen 17% und bis über 78% eines Jahresumsatzes inkl. eines üblichen Warenbestands und damit etwa auf dem Niveau von 2019. Die Spannbreiten über Regionen und verschiedene Größenklassen sowie Geschäftskonzepte sind hierbei aber erheblich. 

  • Geschäfte schließen, aber richtig: Auch Geschäftsschließungen nehmen anhand der Rahmenbedingungen weiter zu. Positiv aber: Hier lässt sich mit einer guten Planung eines Räumungsverkaufs, verbunden mit einer Übergabe von Kundendaten sowie Verkauf von Maschinen und Geräten ebenso ein ordentlicher Überschuss erzielen. Diesbezüglich sollte frühzeitig mit einem fachkundigen Berater ein individuelles Konzept erarbeitet werden, denn Fehler, z.B. bei der Weitergabe der Kundenbeziehungen, können nachteilige Folgen haben.